10
Aug
2012

Siebzehn. Von lealeo.

1

SIEBZEHN.
Ihre quersumme hat etwas beglückendes.
Ganz gleich, ob sie steht oder liegt, diese acht.
Ein gebilde der anmut.
Arp’sche linien, liegend.
Ich muss sie berühren.
Fühlen. Umfassen.
Diese form, die nach händen heischt.

Unaufhörliches schwingen der acht.
Um wieder und wieder zurückzufinden zum anfang.
Den kreis zu schließen.
Zwei kreise zu schließen.
Bauch und kopf.
Gekreuzt gekettet.
Aneinandergekettet.
Herz und hirn.
Du und ich.
Anfang und ende.
Allzeit so fort.

Geschlossen, die acht.
Abgeschlossen gegen das außen.
Das innere hütend.
Den herzschlag.


Schmerz und glück und trauer behütend.
Gesäumt von der linie, der grenzlinie, die
keinen zwischenraum lässt.
Beglückende acht.
Sanduhr.
Schleife.
Schlinge –
Schweif

2

Ich schweife aus.
Ich schweife ab.
Es geht hier nicht um quersummen.
Es geht nicht um ein weiches fließen.
Nicht um das weib.
Es geht hier um die siebzehn.
Nichts weiches, zartes, rund umschließendes.
Kein stetiges beginnen.
Kein anfang, der das ende immer schon weiß.


3

SIEBZEHN.
Störrisch, diese zahl.
Auftakt, der tonlos abfällt.
Der aufbegehrt – und dann nichts mehr will.
Der nach dem schrei flau in sich zusammensackt.
SIEBZEHN.
Schwacher ausklang.
Diese gewöhnlichkeit im abgang !
Und doch, die grafik.
Die zackigen linien.
Die kantigen winkel.
Schrägdach.
Spitzhacke.
Scharfe schläge aufs papier.

1 7
Eine ungrade zahl, beängstigend grade.
Strammstehn.
Die rakete, flügelbeschnitten.
Das linkslastige kreuz.
Ein halbes dach.
Offen. Ungeschützt.
Jeder kann sich darunter herumtreiben.
Schmutzige spuren hinterlassen.
Und glauben, dass er eigenmächtig weiterbauen kann.

SIEBZEHN.
Unvollendete konstruktion.
Mit dem versprechen auf zukunft.
Auf unverhofftes.

4


Siebzehn träume hatte ich mit sechzehn.


5

Ein eigenes zimmer. Groß.
Mit einer glasdecke in vier metern höhe.
Drei ecken sollte es haben.
Vier hatten alle.

Ein langes blaues kleid.
Seidenweich.
Transparent.
Durchschaubar.

Mit dem fallschirm auf dem marktplatz von Machu Picchu landen.

Nachts die hände von karl-heinz unter der decke.
Um finden zu lassen, was sich lohnte.

Eine bambushütte am kongo.
Für mindestens fünf jahre.
Mit einundzwanzig konnte ich dann auch zuhause
tun und lassen, was ich wollte.

Papageienpumps.

Einen vater, der ein kerl war.
Der vorhandene war weder kerl noch kater.

Mit meiner freundin Marlin im wald von Werdohl zelten.

Einen dichter heiraten.
Und fünf wilde jungs bekommen.
Mit töchtern wollte ich nichts zu tun haben.

Einen neuen hula-hoop-reifen.
Der alte war unter die räder gekommen.



Seidenstrümpfe mit zebramuster.

Ein badezimmer mit stahltür, an der
die stimme meiner mutter wie
der ruf in der wüste verhallt.

Vier geheimnisse.
Die ich erst meinen Enkeln verrate.
Damit sie nach meinem tod auf schatzsuche gehn.

Niemals siebzehn werden.
Ich wollte diese scheiss träume nicht und
blond war ich eh schon.


6


Am siebzehnten tag eines trüben und windigen monats kam ich in einer unaufgeräumten gegend zur welt.
Die nacht war halb angebrochen, und sie versprach einen
gewöhnlichen abgang.
Doch zuvor gab es diesen spitzen schrei.
Dieses helle aufbegehren.
SIEBZEHN.
Das unbedingte beharren auf hohem ton.
Das sich lange auf dem trotzigen B festhielt.






7


Als der siebzehnte tag eines trüben und windigen monats zu ende
ging, war es ausgemacht, dass es für jede mehrziffrige zahl auf
der welt immer auch eine quersumme gab.

Meine war die acht.
Sie war weiblich, beglückend und ein gebilde der anmut.




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